"echter" Krupp bezw. Diphtherie
   
  Syn: "echter" Krupp, Diphtherie F: Croup Engl: croup
  ICD-10: A36.9 (Diphtherie); J05 (akute obstruktive Laryngitis/Krupp und Epiglottitis); Z22.2 (Keimträger der Diphtherie)
   
  Rossi / HER 727
   
 
  (extern) Wikipedia: Diphtherie        
   
 
Allgemein
   
   
 
  Krupp: va bei Säuglingen und Kleinkindern auftretende Obstruktion der Atemwege im Bereich des Kehlkopfes mit inspir. Dyspnoe        
  Diphtherie: InfektionsKH durch Corynebacterium diphtheriae im Bereich der oberen Atemwege mit charakteristischen dunklen/blutigen Schleimhautmembranen        
   
 
Diphtherietoxin        
  problematisch ist va. das Exotoxin Diphtherietoxin welches zu den gefürchteten (Spät-) Komplikationen führt
  Diphtherietoxin schädigt die Proteinbiosynthese durch Hemmung des Elongationsfaktors.     schädigt Herzmuskulatur, Nerven, Leber und Nieren
  Diphtherietoxin wird allerdings nur von durch Bakteriophagen (Viren) infizierten Diphtheriebakterien gebildet
   
  echter Krupp     spez. Kehlkopfentzündung iR einer Diphtherie durch Corynebacterium diphtheriae
          charakteristisch ist die Bildung einer (beim Abstreichen Blutenden) grau-gelblichen, festhaftenden Pseudomembran
  Pseudokrupp     KruppSy anderer Aetiologie
   
  Corynebakterium diphtheriae, Gram-positiv     Keulenförmig, mit Polkörperchen
  Erregerreservoir ist der Mensch        
  Tröpfchen und Schmierinfektion     bei Hautdiphtherie: Schmierinfektion
  Inkubationszeit 2-6 Tage, je nach Immunlage        
  Infektiosität, solange Erreger im Nasen-/Rachenabstrich nachweisbar ist (3 Abstriche!)
   
  durch passive Impfung stark zurückgegangen, allerdings noch nicht ausgerottet.
  Epidemien va bei unter eine bestimmte Schwelle sinkende Durchimpfungsrate;
  letztmals zB nach dem Zusammenbruch der Sowietunion in Russlang 1994: 48'000 Fälle, Letalität um 5%.
  va in Osteuropa (Russland, Ukraine, Baltikum), Asien, Brasilien, Sahara     siehe auch Safetravel.ch
    Zahlen7: 2007: Weltweit 4190, Indien 3354, Indonesien 183, Afghanistan 104, Haiti 94, Europa gesamt 228 (va Lettland, Russland)
   
 
Klinik
  - meist Rachendiphtherie
   
 
Verlauf
  Lokalinfektion
      Rachen/Tonsillen, ev. Nase (mit blutigem Schnu'pfen), Augen, Kehlkopf (Croup, mit inspirator. Stridor), Nabel bei Säuglingen, Wunden (Wunddiphtherie)
  Systemische Intoxikation - Beginn 4-5 Tage nach Lokalinfektion
      hohes Fieber, Erbrechen, Croup (mit bellendem Husten)
   
lokalisierte Diphtherien: Mandel- und Rachendiphtherie
  AZ-Verschlechterung, Übelkeit, Schluckschmerzen     erbrechen selten
  Pseudomembran     weisslich, festhaftend, beim Abstreichen blutend
  süsslicher Geruch     nach vergärenden Äpfeln
  häufig Bauch und Gliederschmerzen        
  zunehmendes Fieber        
   
 
Nasendiphtherie - va bei Säuglingen und Kleinkindern
  zusätzlich behinderte Nasenatmung     gestörte Nahrungsaufnahme (Stillen!)
  seröser oder eitrig-blutiger Schupfen        
  Gewebszerstörung und Krusten am Naseneingang
   
 
Kehlkopfdiphtherie - Erstickungsgefaht
  meist nach Rachendiphtherie        
  bellender Husten        
  zunehmende Heiserkeit und Stimmlosigkeit     "echter Krupp" (Schottisch "heiser")
  inspiratorischer Stridor        
   
 
selten: Hautdiphtherie,
  Ulcera und Verletzungen        
   
 
selten: Bindehautdiphtherie,
  blutig-wässrige Tränenflüssigkeit        
  häufig Hornhautbeteiligung        
   
Infektbedingt        
  Pneumonie        
  Ödematöse Halsschwellung (Cäsarenhals)     mit Atemwegsobstruktion
  Sepsis     mit ua. Endokarditis, Lungenembolien, Encephalitis
toxisch        
  Myokarditis     Reizleitungsstörungen: AV-Block, Kardiomegalie, Kreislaufversagen
          "Frühtod"/Frühmyokarditis: erste Krankheitswoche (8-10d); "Spättod"/Spätmyokarditis: Rekonvaleszenz bezw. 4-8 Wo nach Krankheitsbeginn
  Polyneuritis (selten)     va. Recurrensparese und motorische Hirnnerven, Gaumensegellähmung (!), AccomodationsStrg., pelziges Gefühl im Mund.
          periphere Polyneuritis 1-3 Mte nach akuter Erkrankung
  diphtherische Nierenschädigung (selten)     mit akutem Nierenversagen
   
 
Diagnostik
   
   
  Rachen-/NasenAbstrich//Kultur     Resultat frühestens nach 12h - deshalb sofortiger TxBeginn bei Verdacht!
          Material unter den Belägen abnehmen.
          ev. Nachweis des Diphtherietoxins bezw. des Diphtherietoxin-Gens
   
  Infektiöse Mononukleose     Blutbild, Monotest
  Streptokokken-Angina     StrepAbstrich
  Angina Plaut-Vincenti     Missverhältnis zwischen Wohlbefinden und - meist einseitiger, geschwüriger Angina, fauliger Mundgeruch, Rachenabstrich: Treponema vincentii + Fusobakterien
  Pseudokrupp     bei Kleinkindern; subglottische Pharyngitis (meist Parainfluenza-Viren-Infekt)
  sexuell übertragbare Infektionen     Gonokokken-Pharyngitis, Herpes-Pharyngitis, Syphilis-Primäraffekt
  Agranulozytose     BB
  Fremdkörper     Nase, Aspiration
   
 
   
   
 
  Isolation von Verdachts- und Krankheitsfällen        
  unmittelbarer Tx-Beginn nach Diagnostik (Abstrich)     schon bei Verdacht!
   
  Antitoxin
   

  heterologes Diphtherieantitoxin vom Pferd (falls humanes nicht erhältlich):   500 - 2000 E/KG i.m.    
      vor der Anwendung Intrakutan- oder Konjunktivaltest zur Vermeidung allergischer oder anaphylaktischer Reaktionen        
                 
  Antibiotika
      Penicillin, mindestens 10d   z.B. mg/d   • K:
      bei Penicillinallergie: Erythromycin        
   
 
(gesunde) Kontaktpersonen
   
   
 
  Nasen-/Rachenabstrich        
  danach prophylaktische AB-Gabe!        
  falls kein Impfschutz: aktive Immunisierung (s.u.)        
   
 
   
   
 
  Impfdiskussion        
  Factsheet Diptherieimpfung:      
   
 
  aktive Immunisierung mit Aluminium-Formalin-Toxoid     Toxin ohne Gift- aber mit Antigenwirkung
IND   alle Menschen, insbesondere bei Reisen in Länder mit Diphtherierisiko        
KI   Thrombozytopenie        
UNW   gel. Lokalreaktion (verstärkt bei Hyperimmunisierten), selten Allgemeinreaktion, sehr selten Erkrankungen von ZNS/peripheren Nerven3 bezw. Guillain-Barré-Syndrom3
-            
   
 
Impfschema        
  Grundimmunisierung: 3 Dosen3 bei Säuglingen und Kleinkindern mit Totimpfstoff D (30E Toxoid) im Rahmen von Kombinationsimpfungen     2-4-6 Mte
             
  Nach einer Grundimmunisierung aus 3 Einzelimpfungen Auffrischimpfungen alle 10 Jahre.3        
  ab dem 6. Lebensjahr mit Totimpfstoff d (nur 2 E Toxoid), idR als Td-Impfung gg. Tetanus und Diphtherie     wg. ansonsten starker Lokalreaktion1 bezw.
   
 
alternative Formulierungen / Impfschemata        
  nach () sind dazu 4 Dosen erforderlich        
  nach (14, 15) ab dem 1. Geburtstag zwei Td-Impfungen im Abstand von 4-8 Wo, dritte Impfung nach 6-12 Mten; vor dem 1. Geburtstag vorsichtshalber 4 Wo nac der dritten Impfung Diphtherie-Ak überprüfen; nach (15) Auffrischung mit 6-8 Jahren, danach alle 10 Jahre        
    nach (impfo.ch):        
   
 
Titerkontrolle        
  Titerkontrolle ist idR nicht erforderlich.        
  Antitoxin-Titer > 0.1 E/ml Serum schützt vor Dipththerie, > 1 E/ml schützt langfristig.3     gemäss (10, Impfseite) ist Titerkontrolle nicht aussagekräftig - wer lügt jetzt?
   
 
  - pro und kontra punktuell aufgelistet
 
Kritik Quelle Bemerkung / Diskussion Quelle
kommt in der CH nicht mehr vor (Endemisch: ehem. UdSSR (Lettland, Ukraine), Afrika, Asien, Lateinamerika)   ev im ersten LJ nicht nötig; Problem: kein Einzelimpfstoff vorhanden für eine spätere unabhängige Nachimpfung (Gefahr der Te-Überimpfung mit stärkerer Impfreaktion)...  
Kein Wirksamkeitsnachweis 10 nach 11, 12 aus 11 fragwürdig zitiert, steht aber so drin, 12 in books.google.com nicht einsehbar.  
Di-Rückgang habe nichts mit der Impfung, sondern mit den Lebensbedingungen zu tun 10, 13 bei 13 etwas differenzierter; dort Facit: "Eine sichere Abschätzung der Bedeutung des Impfschutzes allein ist ... in unseren Breiten schwer möglich".  
Wirkung auch gg. das Toxin wird in Frage gestellt 10 seltsame Argumentation (alle Arten von Gift werden einander gleichgesetzt) - auffälligerweise im Text ohne Quellenangabe!, dasselbe Argument wird bei der Tetanus-(Toxoid!)-Impfung nicht aufgeführt, ein weiteres Beispiel für wirksame Ak gg. Gifte: Schlangenseren!  
schlechter Schutz auf Dauer 10    
...bezw. viele Erwachsene (auch nach Impfung) ohne ausreichenden Impfschutz (1/2 der Jugendlichen und nur 1/3 der Erwachsenen geschützt) 10, 13 bei 13 Verweis auf RKI 2002; bei 10 auf BMGS-Studie in D; die fehlende Langzeitwirkung schein unbestritten, deshalb auch die 10-jährige Auffrischimpfung.  
sehr selten Guillain-Barré-Syndrom      
       
   
   
Quellen Verlauf Links
     
1   Rossi 468   ok  
2   Fallbuch Paed      
3   HER 727, Impftabelle 764   ok  
4   Impfen? Nutzen und Risiken für Kinder und Erwachsene, ein Ratgeber; Alfred Lienhard, Unionsverlag, 1994, ISBN 3-293-00204-8; S. 19ff      
5   x      
11   Buch: Kollaritsch H., Leitfaden für Schutzimpfungen, Springer 2000, Seite 88   ok  
12   Buch: Plotkin Orenstein, Vaccines, Saunders Press, 3rd ed 1999      
             
begonnen   20.10.04    
aktualisiert:   03.02.11   Layout, Wikipedia-Link
    04.02.11   Content Wiki
    10.02.11   HER ok
    28.02.11   Impfdiskussion
    -   -
broken links:   20.10.04    
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Legende / Farbcode
6   Wikipedia: Diphtherie   ok
7   Robert Koch Institut: Epidemiologisches Bulletin 12/2009;    
8   topharm    
9   Robert Koch Institut: Diphtherie-Seite: ua Ratgeber für Ärzte    
10   impfschaden.info/de: Diphtherie bezw. Diphtherie-Impfung   ok
13   www.impf-info.de:Diphtherie    
14   www.individuelle-impfentscheidung.de    
15   www.impfo.ch:individueller Impfplan