Laborwerte in der Rheumatologie
   
  HER / MÜL / DERM1 / Pschy / LotharThomas
 
  siehe auch Artikel von Dr. Heitmann zum selben Thema
   
 
Allgemein
   
   
 
  Die Interpretation der diversen Laborparameter in der Rheumatologie ist idR relativ komplex und vielen Wechselwirkungen ausgesetzt
             
  ebenfalls sind die meisten Paramteter nicht spezifisch, sondern weisen einen grossen Anteil falsch-positiver Resultate auf
             
  für eine Interpretation ist deshalb immer das Gesamtbild aus Klinik und Labor wichtig.
             
  Gelenkspunktion   ð   DD: infektiöse Gelenkschwellung? Kristallarthritis? (Gicht, Chondrokalzinose?)
   
 
Entzündungsparameter
   
   
  BSR   ó   erhöht bei akuten und chronischen Entzündungen, entzündlich rheumatischen Erkrankungen und Tumorerkrankungen. Der Nachteil ist, das die BSR von vielen anderen Faktoren beeinflußt sein kann.
  CRP   ó   weniger Fehlermöglichkeiten und reagiert schneller. Für die Beurteilung des Verlaufs der Erkrankung ist eine Bestimmung der Titerhöhe hilfreich. Beim Systemischen Lupus Erythematodes zeigt ein CrP-Anstieg meist nicht eine Krankheitsaktivierung an, sondern eine frische Infektion.
  Procalcitonin   ó   neuerer Entzündungsparameter, der im Zweifelsfall zwischen einer bakteriellen Infektion und der Aktivität einer rheumatischen Erkrankung unterscheiden soll.
             
   
 
Aktivitätsparameter bei Kollagenosen und Vaskulititden
   
   
 
  Doppelstrang-DNA (ds-DNA)       ist bei einem Schub des Systemischen Lupus Erythematodes häufig erhöht und sinkt mit ihrem Titer im Rezidiv (Krankheitsrückgang), kann sogar negativ werden. Ein Schub geht allerdings nicht zwangsläufig mit einer Erhöhung einher.
             
  Complemente C3, C4, und CH50       bei Aktivität von Immunkomplexkrankheiten wie Kollagenosen und Immunkomplexvaskulitiden oft erniedrigt. In diesen Fällen lassen sich auch häufig Immunkomplexe nachweisen.
             
   
 
Blutbildveränderungen
   
   
 
  Hb / Ec   Anämie   bei einer Entzündung häufig.
            Wenn der Hb bei Einnahme von bestimmten Rheumamedikamenten, den NSAR (nichtsteroidale Antirheumatika), im Vergleich zu früheren Werten abnimmt, so ist das ein Alarmzeichen und kann auf eine Blutung im Magen oder Darm hindeuten.
            In seltenen Fällen kommt es zu einer Zerstörung von roten Blutkörperchen, wenn z.B. bei schweren Schüben von Kollagenosen oder Vaskulitiden ein Abfall des Hb beobachtet wird.
    Lc   erniedrigt   Beim Systemischen Lupus erythematodes, bei der Mischkollagenose und beim Felty-Syndrom, einer Sonderform der Rheumatoiden Arthritis, kommt es vor, daß niedrige Leukozytenzahlen festgestellt werden. Neben Infektionskrankheiten sowie Blut- oder Lymphkrankheiten können insbesondere Nebenwirkungen von Medikamenten zu einer Verminderung der Leukozyten führen. Hier sind sofort Gegenmaßnahmen zu ergreifen.
      erhöht   viele mögliche Ursachen. Am häufigsten kommt es bei bakteriellen Infekten, bei Einnahme von Cortison, aber auch bei entzündlich rheumatischen Erkrankungen, insbesondere beim Still-Syndrom (einer Sonderform der Rheumatoiden Arthritis), beim Churg-Strauss-Syndrom, bei der Infektarthritis, bei der Panarteriitis nodosa sowie bei der Purpura Schönlein-Henoch und dem Kawasaki-Syndrom des Kindes zu einer Vermehrung der Leukozyten.
   
 
Krankheits-spezifische Parameter
   
   
 
  Nachteil dieser Paramter ist, dass sie allesamt relativ unspezifisch sind, dh es gibt viele falsch-positive Resultate        
             
  eine Aussage ist deshalb nur im Zusammenhang mit einem klar (klinisch) begründeten Verdacht sinnvoll!!!        
   
 
Abk Parameter bei Vda Bemerkung
RF Rheumafaktor rheumatoide Arthritis Autoantikörper. Kein Suchtest: Mit dem Alter steigt der Anteil der Gesunden in der Bevölkerung, bei denen der RF nachweisbar ist, von unter 5% auf über 20% an. Auf der anderen Seite läßt sich nur bei 80% der an Rheumatoider Arthritis Erkrankten auf lange Sicht ein RF nachweisen. Zu Beginn der Erkrankung und bei leichterem Verlauf kann nämlich oft (noch) kein RF gefunden werden. Bei folgenden rheumatischen Krankheiten zeigt sich in über 50% ein positiver RF: Sjögren-Syndrom, Mischkollagenose, Kryoglobulinämie II. Der Rheumafaktor tritt auch bei chronischen Lungen-, Leber-, und Herzerkrankungen sowie bei Infektionen auf. Deshalb gilt:
- Ein positiver RF allein bedeutet noch keine rheumatische Erkrankung.
- Ein negativer RF schließt nicht aus, daß keine Rheumatoide Arthritis vorliegen kann.
Insgesamt ist der RF aussagekräftiger bei jungen Menschen, in hohen Titern (die meist einen Hinweis auf einen schwereren Verlauf liefern) und zur Verlaufskontrolle der Erkrankung
Anti-CCP Antikörper gg. citrulliertes Citrullin rheumatoide Arthritis "neuer" Rhemafaktor: ähnliche Sensitivität (61-75% - ein neg. Wert schliesst eine RA nicht aus), jedoch höhere Spezifität (94-99%) als der "alte" Rheumafaktor. Kann bereits Jahre vor Erstmanifestation erhöht sein. Ebenfalls prognostischer Marker: Entwicklung ist mit Gelenkserosionen assoziiert.9
HLA-B27 HLA-B27 Vda M. Bechterev/Spondylitis ankylosans SPA gehäuft bei folgenden rheumatischen Erkrankungen:
- In 90% beim Morbus Bechterew (Spondylitis ankylosans = SPA)
- In 40-70% bei der Psoriasisarthritis und den entzündlichen chronischen Darmkrankheiten Morbus Crohn und Colitis ulcerosa, wenn gleichzeitig eine Entzündung der Wirbelsäulengelenke vorliegt
- In sehr unterschiedlichem Prozentsatz bei sogenannten Reaktiven Arthritiden, also rheumatischen Zweiterkrankungen nach einer durchgemachten Infektion
In Europa tragen ca 6-8% der gesunden Bevölkerung dieses Merkmal. Da es ungefähr zehnmal mehr Gesunde als Kranke mit diesem Merkmal gibt, eignet sich die Untersuchung des HLA-B27 nicht als Suchtest, sondern lediglich als Bestätigung bei Verdacht einer Erkrankung aus diesem Kreis. Ein positiver Test bedeutet nicht automatisch eine Erkrankung, und ein negativer Test nicht automatisch deren Ausschluß, da auch nicht alle Kranke dieses Merkmal tragen.
aktuell wird das HLA-B27 vermehrt nicht mit dem Krankheitsprozess an sich, sondern mit der Tendenz zur Chronifizierung assoziiert.
ASL (Antistreptolysin-Titer) Vda rheumatisches Fieber oder Poststreptokokken-Rheumatismus deutliche Titerbewegung, das heißt im gleichen Labor durchgeführte Wiederholung des Tests im Abstand von 2-3 Wochen mit Anstieg oder Abfall des Wertes, spricht für eine durchgemachte Infektion. Ein einzelner Test hat, soweit der Titer nicht ausgesprochen hoch ist, keine Aussagekraft.
  IgM bezw. IgG gg Borrelia Burgdorferi Vda Lyme-Borreliose Zwei bis vier Wochen nach Infektion können IgM Antikörper nachgewiesen werden, vier bis acht Wochen später IgG Antikörper. Die eigentliche Lyme-Arthritis tritt jedoch erst Wochen bis Monate später auf. Ein negativer Test schließt diese Erkrankung aus.
20% der Bevölkerung verfügen über Antikörper gegen Borrelien, ohne krank zu sein. (als Suchtest nicht brauchbar...)
ANA / ENA / Autoantikörper Vda Kollagenosen Antinukleäre Antikörper und Extrahierbare nukleäre Antikörper, Ak, die der Mensch gegen körpereigene Zellbestandteile bildet.
Wiederum gibt es positive Testergebnisse in niedrigeren Titerstufen (bis 1:320 oder sogar 1:640) bei Gesunden. Deren Anteil nimmt mit dem Alter auf bis über 20% zu.
Bei Verdacht auf Kollagenose (Systemischer Lupus erythemathodes, Sklerodermie, Polymyositis, Dermatomyositis, Sjögren-Syndrom) sind der ANA Test und gegebenenfalls als seine Spezifizierung ein ENA Test sinnvoll.
Ohne Verdacht ist die Testdurchführung nicht aussagekräftig, da die Mehrzahl der ANA-positiven Menschen gesund ist. Im Falle einer Erkrankung sollte dann eine genaue Klassifizierung der Kollagenose durch den Rheumatologen erfolgen.
c-ANCA / p-ANCA   Vda Vaskulitiden Antikörper gegen Bestandteile von Granulozyten. Es handelt sich um die c-ANCA und die p-ANCA.
   
 
  Autoantikörper (ANA, ENA, c-ANCA, p-ANCA): Einem neuen Krankheitsschub geht häufig, aber auch nicht zwangsläufig, ein Anstieg der Titer dieser Antikörper voraus.
   
 
  Autoantikörper in der Rheumatologie: siehe auch: SMF 2006;6:977-980
   
   
   
Quellen Verlauf Links
     
1   HER    
2   MÜL    
3   DERM1    
4   LotharThomas    
5   WSJ innereMedizin Frutigen April.Mai.04    
6   SKBU    
begonnen   18.04.04   Link Marienhofspital
aktualisiert:   02.11.06   SMF
    27.11.09   SMF-Artikel Ak-CCP
broken links:   04.04    
Rückmeldungen via emaille
7   Laborwerte bei entz-rheumatischen Erkrankungen, Marienhofspital Stuttgart    
8   Autoantikörper in der Rheumatologie: SMF 2006;6:977-980    
9   Anti-CCP: ein spezifischer Test für die rheumatoide Arthritis. SMF 2009;9(40):711