Schulterluxation
   
  Syn: Verrenkung des Schultergelenks, luxatio humeri, Auskugeln der Schulter, Engl: shoulder dislocation
  ICD-10 S43.0; habituelle Luxation: M24.41; CHOP
  MÜL 330 / LeitCH 783 / Siew
   
 
Allgemein
   
   
 
  traumatisch     Indirekt durch hebelnde Wrk. des Humerus (Sturz auf den nach hinten ausgestreckten Arm)
  habituell     ohne Gewalteinwirkung: per Def: Erstluxation ohne adäquates Trauma. US: angeborene Dysplasie oder Fehlstellung der Gelenkpfanne, Muskel-Kapsel-Bandschwäche, Torsionsfehler des Humerus
  rezidivierend     nach adäquatem Ersttrauma durch damals erfolgte Verletzungen: Pfannenrand (Bankart-Läsion), Erweiterte Gelenkkapsel, Schädigung des Kapsel-Bandapparates, Impression am Humeruskopf
   
Luxation Vorkommen Röntgenbefund / Luxation
subcorakoidale anteriore häufig 80% ap: Kopf steht ventrocaudal unter dem Proc. coracoideus
axillaris inferiore selten 15% ap: Kopf steht unterhalb des Glenoids
infraspinata posteriore 5% ap: Kopf steht dorsal unter dem Glenoid
  superior sehr selten   Lux. nach oben, bei Abbruch des Akromions
  erecta   Kopf steht kaudal der Pfanne bei fixiertem, eleviertem Arm
intrathoracica     Kopf im Thoraxraum, bei extremem Trauma
   
  häufigste Luxation     50% aller Luxationen
  sportlich-aktive, junge Patienten, m>w, <30J >50% dF
  Inzidenz: ca 400/100'000 / Jahr
   
 
Klinik
   
   
  heftigste Schmerzen!!!     braucht oft bereits in Ambulanz Fentanyl...
  kann Schulter Sz-bedingt nicht mehr bewegen
           
  ev. bereits früher Schulterlux?     rezidivierende Schulterluxation!
   
  Arm federnd fixiert     bei subkorakoidaler Lux: in Innenrotation und Anteflexion
  Konturveränderung     Delle im Schulterberich, hervorstehendes Akromion
             
  Sensibilität über M. deltoideus???     Begleitverletzung des N. axillaris
   
  rezidivierende Schulterluxationen        
  Begleitverletzungen       N. axillaris, A.+V. brachialis, Impressionsfraktur am Humeruskopf ("Hill-Sachs-Läsion")
  Verletzungen durch die Reposition     N. axillaris, Bankart-Läsion, Rotatorenmanschette (weniger bei Kurznarkose!!!)
   
 
Diagnostik / präoperative Abklärungen
   
   
  konv. Röntgen: Schulter ap/Neer     Begleitfraktur? insbes. Bankart-Läsion?
  unbedingt Sens. über M. Deltoideus vor Reposition dokumentieren
   
 
Therapie / Technik
  - Reposition immer unter Analgesie + Relaxation = Kurznarkose!!!
   
 
  früher wurde oft "heroisch", zB bereits auf Skipiste reponiert. Davon abgesehen, dass dies Sz bereitet, wurde inzwischen gezeigt, dass unter Relaxation, dh. in Kurznarkose der Muskel/Bandapparat deutlich weniger verletzt wird!!!
     
  offene Operation bei Nerven-/Gefässverletzungen! (N. axillaris: NCH wiederherstellung nach 4-6 Mten)
     
  Bankartläsion: OP nach Bankart: Refixation des Limbus (ebenf. Arthroskopische OP bezw. nach Eden-hybbinette)
  Hill-Sachs-Läsion: subkapitale Derotationsosteotomie nach Weber: 30° Aussenrotation des Schaftes (zum Kopf hin) verhindert das Einrasten der Kopfkerbe am Pfannenrand.
  OP nach Eden-Hybbinette, va bei jungen, sportlich aktiven PE mit rez. Schulterluxationen
   
Arlt:
  - veraltet5
  Dauerzug am Arm über eine Stuhllehne als Hypomochlion        
             
Hippokrates:
  - veraltet5
  Zug am Arm, gegenhalten mit dem Fuss in der Axilla des Patienten, als Hypomochlion.        
             
Hippokrates, modifiziert:
  - 5
  Zug am Arm, Fuss wird nicht als Hypomochlion benutzt        
  eigentliche Reposition whrd. Abduktionsbewegung und hin- und herrotieren des Humerus (freundliches zurück-"führen" des Kopfes ins Glenoid)        
             
Kocher:
  - veraltet1, 5
  durch Aussenrotation (Traumatisierungsgefahr)        
   
 
Nachbehandlung / nach Reposition
   
   
unmittelbar nach Reposition
  immer Röntgenkontrolle     Bankart-Läsion durch die Reposition?
  DMS erneut dokumentieren     Verletzung N. axillaris durch die Reposition?
   
 
Nachbehandlung
  Orthogilet/Gilchrist für 6 Wochen, erste 3 Wochen Tag & Nacht, danach nur noch nachtsüber. (Unwillkürliche Bewegungen!)
    ...ältere PE >40J ev. kürzer wg. Gefahr der Schulterversteifung
    ...aus dem Verband heraus Arm (nur nach unten!) baumeln lassen und leicht hin- und herschwingen als Prophylaxe von Versteifungen
  Verbot von Aussenrotation und Abduktion für 6 Wochen
     
  anschliessend ev. PT zur Stärkung der Muskel-/Bandsicherung der Schulter, ev. Gelenkmobilisierung
   
 
  bei rezid. Luxationen     Arthro-CT mit Doppelkontrast zum Ausschluss von Dysplasien
          Doppelkontrast-Arthro-MR zur Beurteilung Labrum glenoidale
   
   
 
Rö: anteriore Schulterluxation
Ventrocaudale Schulterluxation rechts mit Absprengung und mehrfragmentärer Fraktur des Tuberculum majus. Keine ossäre Bankart-Läsion. Alte, nicht konsolidierte Fraktur des lateralen Claviculaendes rechts. dieselbe Schulter, nach Reposition
zeigt eine regelrechte Artikulation im glenohumeralen Gelenk. Ausgesprengte kleinere Fragmente sind am Tuberculum majus angelagert.
Anteriore Schulterluxation. Keine Fraktur.
ND: Deg. Veränderungen des AC-Gelenks, osteophytäre Anbauten am Humeruskopf medial. Osteopenie.
quelle rst / 268 quelle rst / 269 quelle rst / 270 quelle rst / 271 quelle rst / 344 quelle rst / 345
   
   
   
Quellen Verlauf Links
     
1   MÜL 330   ok  
2   Fallbuch Chir      
3   LeitCH      
4   Siew      
5   Dr. G. Zellner, LA Chirurgie, August 2006   ok  
    nix:      
begonnen   27.08.06    
aktualisiert:   05.09.07   Rö-Bilder
         
broken links:   20.03.07    
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Legende / Disclaimer / Farbcode
6   Schulterlux, Dr. Gumpert    
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